PBZ Tulln – ein Ort der Begegnung
- Jürgen Dostal

- 15. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Okt.
Ein Gespräch mit der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Christine Stich
Manchmal sind es Zufälle, die das Leben in eine neue Richtung lenken. Bei Christine Stich begann alles mit zwei Enten. Eigentlich wollte sie nur im Kleintier-Zoo des PBZ Tulln zwei Tiere unterbringen. Doch diese kleine Episode führte sie mitten hinein in ein Ehrenamt, das sie seither mit Freude und Hingabe ausübt.
Manchmal sind es Zufälle, die das Leben in eine neue Richtung lenken. Bei Christine Stich begann alles mit zwei Enten. Eigentlich wollte sie nur im Kleintier-Zoo des PBZ Tulln zwei Enten unterbringen. Doch diese kleine Episode führte sie mitten hinein in ein Ehrenamt, das sie seither mit Freude und Hingabe ausübt.
Das Interview mit Frau Stich wurde von Jürgen Dostal (PROCONSENS.AT) geführt.

„Da ist mir die Frau Hermine, eine Alltagsbetreuerin, über den Weg gelaufen“, erzählt sie lachend. „Und sie hat sich gleich meiner angenommen. ‚Da gehen wir hin, da machen wir das‘, hat sie gesagt. Und als ich gelesen habe, dass es im Haus ehrenamtliche Mitarbeiter gibt, meinte sie: ‚Wir hätten Sie gerne im Besuchsteam!‘ Nach einem Aufnahmegespräch mit der Managerin für das Ehrenamt war ich dabei – und das ist jetzt eineinhalb Jahre her.“
Von Beginn an fühlte sich Christine Stich im Rosenheim willkommen. „Ich bin gleich herzlich aufgenommen worden“, erinnert sie sich. „Das ist dort wirklich eine tolle Gemeinschaft. Jeder schaut auf den anderen, jeder hilft, wo er kann. Ich muss ehrlich sagen: Das Rosenheim kann sich glücklich schätzen, solche Mitarbeiterinnen zu haben.“
Seither kommt sie regelmäßig ins Haus, unterstützt die Klientinnen und Klienten und bringt ein Stück Abwechslung in ihren Alltag. „Jeder Tag ist anders“, sagt sie. „Ich betreue vier Klientinnen und Klienten und richte mich nach ihren Bedürfnissen. Wenn das Wetter schön ist und es ihnen gut geht, machen wir Ausflüge oder Spaziergänge. In Tulln sind wir oft zur Donau gegangen oder haben die Tiere im Garten besucht. Das hat den Leuten immer Freude gemacht.“
Jeder Tag ist anders
Wenn jemand nicht so gut beisammen ist, geht sie einfach hin, setzt sich dazu, spielt Karten oder redet ein bisschen. „Manche mögen Rätsel, andere Kartenspiele. Und wenn jemand etwas braucht, rufen sie mich an. Ich kaufe ein oder bringe etwas mit. Früher in Tulln bin ich sogar mit ihnen gemeinsam einkaufen gegangen.“
Besonders wichtig ist ihr, dass sie die Menschen über längere Zeit begleiten darf. „Das gehört für mich dazu.“ Auch im Rosenheim traf sie auf bekannte Gesichter. „Ich kannte z. B. Herrn B. schon von früher. Wir haben uns immer gut verstanden, und ich hab mich gefreut, dass ich auch dort wieder für ihn da sein konnte.“
Wenn Christine Stich von ihrem Ehrenamt erzählt, leuchten ihre Augen. „Am schönsten ist es, wenn der Musiker kommt“, sagt sie. „Dann singen alle mit, und man sieht die Freude in den Gesichtern. Viele erinnern sich in diesen Momenten an ihre Kindheit. Das sind Augenblicke, die bleiben.“
Ein neuer Ort, aber das Herz bleibt dasselbe
Der Umzug vom Rosenheim in den Weißen Hof war für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine große Veränderung. „Natürlich war das nicht einfach“, sagt sie nachdenklich. „Manche haben sich schon gut eingelebt, andere hängen noch ein bisschen in der Luft. Aber ich merke, es wird von Woche zu Woche besser. Die Direktion hat wirklich ihr Möglichstes getan, um den Umzug gut über die Bühne zu bringen.“
Sie erzählt, dass die neuen Zimmer größer sind und fast alle einen Balkon haben. „Das ist schön. Natürlich können nicht mehr alle hinaus, weil manche bettlägerig sind. Aber wenn’s wieder wärmer wird, setzen wir sie in den Rollstuhl und fahren hinaus. Die Natur dort ist einfach herrlich.“
Gemeinschaft ist das Wichtigste
Was ihr besonders am Herzen liegt, ist die Gemeinschaft. „Es ist wichtig, dass die Leute nicht nur in ihren Zimmern sind, sondern zusammenkommen. Spielen, reden, singen – das bringt Leben ins Haus. Wenn man zusammensitzt, vergisst man schnell die Sorgen. Das tut allen gut, Bewohnern genauso wie uns Ehrenamtlichen.“
Sie erzählt mit sichtbarer Freude vom Miteinander im Haus.
„Da herrscht wirklich Teamgeist. Wenn jemand was braucht, hilft der andere sofort. Es ist eine richtige Gemeinschaft. Ich sehe jedes Mal kleine Verbesserungen, die das Leben für alle leichter machen. Es wird wirklich mit Herz gearbeitet.“
Dass sie bald Unterstützung bekommt, freut sie besonders. „Ich bringe nächste Woche einen neuen Interessenten für das Ehrenamt mit – einen Mann“, erzählt sie schmunzelnd. „Die Männer unterhalten sich natürlich gerne mit einem Mann, und die Damen putzen sich ein bisserl heraus, wenn einer kommt.“
Ein Ort der Begegnung
Was das PBZ für sie besonders macht? „Es ist ein Ort, an dem sich Menschen begegnen“, sagt sie ohne zu zögern. „Ich kenne viele Tullnerinnen, die einfach zum Essen ins Rosenheim gekommen sind. Da trifft man sich, plaudert, trinkt einen Kaffee. Das ist so schön, weil das Haus offen ist – auch für die Umgebung.“
Abschließend meint sie: „Ich würde mich dort selbst wohlfühlen. Es ist eine Atmosphäre, in der man einander achtet und unterstützt. Und das spürt man – bei den Bewohnern genauso wie beim Personal.“
Wer ihr zuhört, versteht schnell, warum das PBZ Tulln – und seine Nachfolgeeinrichtungen – weit mehr sind als Orte der Pflege. Es sind Orte der Nähe, der Menschlichkeit, der Begegnung. Was mit zwei Enten begann, wurde für Christine Stich zu einer Aufgabe, die Sinn stiftet und Freude schenkt – und für viele Bewohnerinnen und Bewohner zu einem Lichtblick im Alltag.
Im PBZ Tulln begegnen sich Menschen – jung und alt, pflegend und betreut, freiwillig und beruflich engagiert. Und genau das macht diesen Ort zu etwas Besonderem: Er verbindet.

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